Hand der Woche 43/17
Teiler: Nord, Gefahr: Keiner
West Ost
♠K965 ♠A73
♥98632 ♥–
♦A ♦K742
♣982 ♣ADB1043
West Nord Ost Süd
1♠ 2♣ X
3♣ Pass Pass Pass
So oder ähnlich verlief die Reizung an den meisten Tischen. Jedenfalls ist Ost in einem 3♣-Kontrakt gelandet und Süd spielt ♠B aus. Jetzt heißt es Nachdenken und einen Spielplan entwickeln. Damit sollte der Alleinspieler mindestens 11 Stiche erzielen!
♠B muss ein Single sein, schließlich hat Nord 1♠ eröffnet. Ost gewinnt den Stich in der Hand (damit bleibt ♠K geschützt, falls Nord später Pik spielen sollte) und spielt ♦2 zum Ass des Tisches. Jetzt sollte man nicht Trumpf spielen mit Schnitt auf den König. Wenn Süd den Stich gewinnt und Trumpf spielt, kann man nur noch einen Karoverlierer am Tisch stechen! Also Coeur – in der Hand geschnappt. Ein kleines Karo wird am Tisch gestochen. Dann wieder Coeur – in der Hand geschnappt. Von Nord kommt der König! Noch einmal wird ein kleines Karo am Tisch geschnappt – Nord legt den Buben! Die erste Phase des Abspiels ist damit erfolgreich abgeschlossen, die Karo-Verlierer konnten am Tisch gestochen werden. Jetzt wendet sich Ost den Trümpfen zu und spielt vom Tisch seinen letzten Trumpf. Nord legt die 6. Schneiden oder nicht schneiden? Wenn der Schnitt verliert, Nord noch einen Trumpf hat und in Karo mit Bxx gestartet ist, droht ein Karo-Schnapper durch Nord! Am Ende käme der Alleinspieler auf 10 Stiche. Ist der Schnitt hingegen erfolgreich winken 11 Stiche, wenn Nord mit Treff Kxx gestartet ist und satte 12 Stiche, falls Nord mit Treff Kx ausgestattet ist. Andererseits: wenn man auf den Schnitt verzichtet und direkt Treff-Ass einsetzt und dann Treff-Dame spielt, vermeidet man einen möglichen Karo-Schnapper durch Nord und hat 11 Stiche sicher! Sogar 12 Stiche, wenn der König bei Süd blank sitzt!
Fazit: Sicherheitsspiel: mindestens 11 Stiche – 12, wenn Süd Treff-König Single hält. Mit Risiko: 10 Stiche, wenn Süd Treff-König hält und Nord einen Karo-Schnapper bekommt – 11 Stiche, wenn Nord in Treff Kxx hält – 12 Stiche, wenn Nord Treff Kx hält. Weniger als 10 Stiche sind „technisch nicht möglich“ 😉 Bei der gegebenen Verteilung erzielt man, je nach Risikobereitschaft, 11 oder 12 Stiche.
Ist damit alles gesagt? Nein, der Alleinspieler verfügt nämlich im Prinzip noch über weitere Informationen, die die Entscheidung ’schneiden oder nicht schneiden‘ beeinflussen sollten. Als die letzte Trumpfkarte vom Tisch gespielt wird, was weiß der Alleinspieler da über die Nordhand? Nord hat 5 Piks, und zwar D10xxx, da er 1 Pik eröffnet und Süd Pik-Bube ausgespielt hat. Er hat 3 Karos gezeigt: Bxx und 2 Coeur-Karten: K10. Da Nord eröffnet hat, besitzt er so gut wie sicher auch das Coeur-Ass. Damit kommt Nord aber erst auf 10 Punkte. Um die Eröffnung zu rechtfertigen, muss er also noch mindestens eine der beiden fehlenden Unterfarb-Figuren besitzen: Karo-Dame oder Treff-König. Kann er Karo-Dame und Treff-König haben, nachdem er in Trumpf gerade mit der 6 bedient hat? Nein, wir kennen 5 Piks, 3 Coeurs, 3 Karos und die Treff-6 bei Nord – das sind 12 Karten. Entweder ist Nord Besitzer der Karo-Dame, dann ist Treff-6 ein Single und der Schnitt kostet uns nichts oder Nord hält den Treff-König, dann ist der Schnitt erfolgreich, sogar sehr erfolgreich, denn man kommt auf 12 Stiche! Der Schnitt ist also keine Frage der Risikobereitschaft, sondern das Ergebnis der Auswertung aller verfügbaren Informationen. Der Lohn sind 12 Stiche. Man muss dem Partner hinterher nur noch die Frage beantworten, warum man eigentlich nicht im Schlemm ist 😉
Falls sich jemand fragt, ob Nord nicht auch mit Herz AKD10 gestartet sein kann!? Ja, möglich, aber in diesem Fall schadet der Schnitt auch nicht, denn Treff 6 ist damit zwingend ein Singleton.
Im Turnier hat übrigens niemand mehr als 10 Stiche erzielt. Das ist schon etwas erstaunlich. Ach ja, der Autor dieses Artikels saß auch auf Ost und hat es ebenfalls nur auf magere 10 Stiche gebracht. Erhöhter Bierkonsum kann dafür leider nicht als Entschuldigung herangezogen werden 🙁