Hand der Woche 25/2017
Board 22 vom 19. Juni im Uni-Club
Für Hände mit einer stehenden 7er Unterfarbe ohne Nebenwerte gibt es eine spezielle Konvention, 3SA-Gambling genannt. Die Konvention ist zu Recht so beliebt, erfüllt sie doch gleich mehrere Zwecke:
- Mit einem einzigen Gebot wird die exakte Stärke und Struktur eines Blattes beschrieben.
- Es sperrt den Gegner auf recht unangenehme Weise, eventuelle Aktionen könnten hochspekulativ und deshalb riskant sein.
- Die genaue Eingrenzung des Blatttyps dient dazu, Kontrakte auf der eigenen Achse sehr genau ansagen zu können. Dies gilt insbesondere für den Schlemmbereich.
Sehen wir uns den Punkt 3 etwas genauer an: Sollte der Partner des 3SA-Gamblers ein kontrollstarkes Blatt halten, kann er ganz genau die Stiche zählen, die die eigene Achse in der UF oder in SA ‚von oben‘ hinblättern kann. Deshalb ist es wichtig, dass der Gambler genau 7 Stiche mitbringt, die sämtlich aus der stehenden Farbe resultieren (ausnahmsweise kann er noch ’ne Nebenfarbdame halten, die evtl. einen Stich wert sein könnte, diesen Aspekt möchte ich aber hier außen vor lassen). Sehen wir uns zum Thema also unsere Hand der Woche an:
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Wenn Ost die Hand mit 3 SA eröffnet, kann der Partner auf West jede Menge Stiche zählen und hat überhaupt kein Problem, den Großschlemm in Karo (wegen des in SA höchstwahrscheinlich fehlenden Übergangs zur langen Farbe) anzusagen. Hätte West aber eine etwas flachere Verteilung ohne Treffdame und -bube, hätte er keinen Schlemm ansagen können, sondern sich stattdessen mit 5 Karo (7 Karos und 4 Topstiche in der eigenen Hand) als Endkontrakt begnügen müssen. Und das, obwohl für den Kleinschlemm das Vorhandensein von 3 leeren Assen schon ausgereicht hätte! Deshalb ist die Osthand für ein 3SA-Gambling ungeeignet. Selbstverständlich gilt das auch für stehende Achter-UF! Man hat einfach mehr Stiche!
Das vorliegende Blatt hätte ich mit 1 Karo eröffnet und als Rebid 4 Karo (gleichzeitig Assfrage) oder 5 Karo gereizt. Man hat zwar 9 Stiche sicher, wenn Karo Trumpf ist, aber m. W. ist eine Semiforcing-Eröffnung mit so wenigen Figurenpunkten nicht erlaubt. TLs mögen mich gerne korrigieren.
Im Turnier hat es ein Paar bravourös geschafft, den Großschlemm in Karo anzusagen. Die anderen Paare sind in SA-Schlemms gelandet (oder besser gesagt gestrandet ), wobei nur die Großschlemmreizer erfolgreich waren. Geholfen hat das Ausspiel der Treff 5, die Ost mutig (aber auch als einzige Erfüllungschance) zur 9 durchlaufen ließ und danach claimen konnte. Deshalb hier noch ein Tipp zum Angriff gegen SA Kontrakte, die ja der Gambling-Eröffner spielt: Es kann wenig kosten, (nagut, es kostet richtig viel, wenn Dummy das Ass hält und AS die besetzte Dame ) wenn man die höchste Karte (das darf sehr gerne auch ein Ass sein) in einer Farbe spielt, die garantiert nicht die lange Farbe des AS ist. Süd kann hier nicht sehen, welche UF gemeint ist. Also Angriff mit einem OF-König und da bevorzuge ich die längere Farbe, also Pik! Ein solcher König steht potentiell sowieso im Schnitt, könnte auf der Habenseite aber eine Single-Dame pinnen. Im vorliegenden Fall hätte es Treff 10 als Angriff gegen 7 SA auch schon getan .
Ich glaube, dass es im Allgemeinen besser ist, diese Hand mit 3SA zu eröffnen.
Ich habe mal 100 Hände mit der aktuellen Osthand gemischt und analysiert.
41 mal haben Ost/West ein Vollspiel drin, davon 13 mal Schlemm. Der Gegner auf Nord/Süd hat in 58 mal Vollspiel drin und davon 25 Schlemms.
Also ist die destruktive Wirkung, dass die Gegner Ihren Kontrakt nicht auf der richtigen Höhe spielen wichtiger als unsere Schlemmreizung.
Und noch ein Tipp:
Nach einer 3 SA Eröffnung sollte man folgende Konventionellen Antworten im Gepäck haben:
4T und 5T: Passen oder Korrigieren. Aber 4Karo sollte jetzt nach Kürze (Single oder Chicane) fragen:.
Antworten des 3SA Eröffners:4C und 4P zeigen eine Kürze. 5Treff zeigt Karo Kürze; 5 Karo zeigt Treff Kürze.. 4SA: Keine Kürze.
Volker
Hast Du bei der Simulation berücksichtigt, in welcher Position eine solche Hand eröffnet werden konnte? Ich denke, dass man damit in 3. Hand tatsächlich 3SA eröffnen könnte. Persönlich würde ich aber dann vorziehen, direkt 5 iUF zu bieten. Selbst in 4. Position, was vermutlich kaum vorkommen wird, ist 5 iUF für mich die die bessere Wahl. Oder aber man passt entsprechend der 15er Regel, was sicher niemand übers Herz bringen wird.
In erster oder 2. Position bleibe ich bei meiner Empfehlung oben. Das ist sicher auch eine Frage des generellen Stils.