Merrimac-Coup

Historisches

Wir schreiben das Jahr 1898. Im Spanisch-Amerikanischen Krieg hat sich die spanische Flotte unter Admiral Pascal Cervera y Topete in den Hafen von Santiago de Cuba zurückgezogen. Zwar belagert die amerikanische Flotte den Hafen, aber es besteht die Möglichkeit, dass die Spanier bei schlechtem Wetter aus dem Hafen entkommen und in den Krieg eingreifen können. Konteradmiral William T. Sampson und Schiffsingenieur Richmond P. Hobson entwerfen einen verwegenen Plan: Am Frachter Merrimac werden 10 Torpedos angebracht. Hobson will das Schiff mit 7 Freiwilligen in die schmale, unter schwerem Beschuss stehende und verminte Hafeneinfahrt steuern, dort das Schiff quer zur Fahrrinne drehen und durch Zünden der Torpedos versenken, um die spanische Flotte im Hafen zu blockieren. Der Plan scheitert; die spanische Artillerie beschädigt die Ruderanlage und die Verkabelung zum Zünden der Torpedos, so dass das Schiff nicht an der geplanten Stelle sinkt. Wieder Erwarten überlebt die Mannschaft das Manöver. Als Kriegsgefangene werden sie von den Spaniern für ihre Tapferkeit gerühmt und in der Heimat gefeiert. Sie werden später ausgetauscht. Die Merrimac ist übrigens das einzige amerikanische Schiff, dass in diesem Krieg versenkt wird.

Nach dieser Geschichte ist das folgende Manöver benannt.

Aktuelles

(Board 9 vom 14.10.24)

Süd spielt drei Sans Atout. West greift mit Karo-Ass an.

Süd zählt 8 Treffstiche (solange nicht einer den vierten Buben hat) und Coeur Ass. Einen weiteren Stich wird es in der Farbe geben, in der West vom Stich geht: Leider kann West seine 4 Topstiche vorher ziehen, ziehen, aber damit ist der Kontrakt noch nicht geschlagen. Die Treffstiche und das Coeur Ass reichen zum Erfüllen. Es gibt aber einen Pferdefuß: Süd kann den Treff König nicht unter das Ass werfen; er braucht ihn, um sich vor dem dritten Treff Buben zu schützen.

An dieser Stelle kann man sich ein Beispiel an den Kriegshelden von 1898 nehmen: West spielt freiwillig den Coeur-König und versenkt damit auf den ersten Blick einen Stich in dieser Farbe. Wenn Süd die Farbe selber anfasst, gibt es zwei Stiche in Couer, jetzt nur noch einen. Dennoch hat der Alleinspieler keine Freude an dem „Opfer“. Süd braucht nämlich keinen zusätzlichen Coeur-Stich, aber er braucht den Eingang zu den Treffs!

Wenn er den König mit dem Ass übernimmt, dann hat er später keinen Eingang mehr zu den hochgespielten Treffs. Wenn er den König nicht übernimmt, ist er einmal down. West versenkt also einen Coeur-Stich und verhindert (dem dritten Buben bei Ost sei Dank!) damit, dass Nords Treffflotte kriegsentscheidend auslaufen kann.

Übrigens muss Süd seine Dummy-Abwürfe sorgfältig planen: Auf die dritte Karo-Runde muss ein Treff entsorgt werden. Damit erhält man sich die Möglichkeit, das Couer Ass zweimal zu Ducken und als Eingang zu behalten, falls der Merrimac Coup gespielt wird. Legt man fahrlässig ein kleines Coeur , dann wird der Tisch sofort per Merrimac-Coup und Coeur Nachspiel abgeschnitten. Süd wird später endgespielt und muss noch 2 Stiche abgeben.

Aufstieg in BL 2 am Dreifachspieltag 10. / 11. September 2022

https://ergebnisse.bridge-verband.de/?turid=19017&site=3&kl=2&durch=6&arg=24

Board 24, Durchgang 7 von 9 der Team Bundesligen 2022, Uni-Göttingen I (Bettina Bohnhorst – Jürgen Sander; Asok Lean – Klaus Spiegelberg; Lutz Wienert (C) – Andreas Schaper pausierten).

Nach dem etwas holprigen Start der Liga mit 2 Niederlagen wurden die nächsten Kämpfe sehr hoch gewonnen, so dass in der Momentaufnahme vor dem 3. und letzten Dreifachspieltag unser Team mit 82.11 Siegpunkten (rechnerische Mitte = 60) Rang 3 von 10 belegte. Der Rückstand auf Platz 1 (ABC Hamburg mit Hema Adhikary) betrug gerade mal 5.24 Punkte.

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Zwei knifflige Verteidigungen

Hand 1

Die Reizung, beginnend bei Partner:

1 Treff* – 4 Treff** – X*** – alle passen

*nat. wie in Forum D

** Natürlich

*** Negativ

Man hält: Pik D1042, Coeur A9652, Karo K64, Treff 2

Als Angriff wird Pik 4 gewählt, der Dummy erscheint:

Pik KB63, Coeur 873, Karo B9753, Treff 6

Der Angriff läuft zur 9(!) des Alleinspielers und dieser setzt mit Treffass, -dame fort, die Partner mit König übernimmt. Der spielt nun Coeurdame, übernommen von König und Ass. Es folgt Karokönig, der den Stich macht und Partner markiert positiv. Was nun? Muss man raten, ob der Faller jetzt in Karo oder Coeur abgezogen werden kann? Wenn man sich falsch entscheidet droht, dass der AS seinen Verlierer (in der realistischen Annahme, dass AS eine 3 – 1(2) – 2(1) – 7 Verteilung hält) auf die 4. Pikrunde (Ass und Schnitt gegen die Dame) entsorgen könnte.
Nein. man muss nicht raten, Denn mit einem 4er Karo hätte Partner diese Farbe eröffnet. Der AS muss also 2 Karos haben.

Der AS hatte: Pik A97, Coeur K, Karo 108, Treff ADB10987. Hier die ganze Hand (Viertelfinale DBV-Pokal-Viertelfinale Dg 2 Bd 15) .

Hand 2

Man hält auf Süd Pik 109, Coeur AB8654, Karo 753, Treff B7 und eröffnet mit leichten Bedenken in 2. Hand 2 Coeur. West reizt 2 Pik, Partner auf Nord 3 Treff, non-forcing, Ost sagt 3 Pik und West sagt das Pik-Vollspiel an.

Partner greift mit Coeur 2 an und der Dummy kommt runter:

Pik B42, Coeur KD107, Karo D94, Treff 652

Es ist offensichtlich, dass Partner mit einem Singleton angegriffen hat, nachdem vom Tisch die Dame geordert wurde und der Stich mit dem Ass gewonnen wird. (Vereinbarte Ausspiele: 1., 3., 5.)

Es sieht völlig normal aus, jetzt Partner einen Schnapper zu geben. Sobald aber dieses Vorhaben umgesetzt wird, ist der Kontrakt nicht mehr zu schlagen. Partners Blatt sieht nämlich folgendermaßen aus:

Pik 7, Coeur 2, Karo KB1062,Treff AD10984. Er ist beim aktuellen Kartenstand (Bd 26) endgespielt. Der Clou ist, dass durch Verstechen eines kleinen Trumpfsingletons dem Gegner der Kontrakt geschenkt wird. Das hat doch was. Kommt nicht alle Tage vor!

Wenn in Stich 2 stattdessen Treff gespielt wird, nimmt Partner seine 2 Treffstiche und geht in Trumpf vom Stich und macht später noch einen Karostich für den Faller.

Ass im Sa

Boardnummer: 9
Teiler: Nord Gefahr: Ost/West
    B54    
    KB73    
    D7    
    AKD3    
D82     AK73
D1042     865
B643     105
98     10652
    1096    
    A9    
    AK982    
    B74    

 

An allen Tischen wurde von Nord 3 SA gespielt.

Offensichtlich können Ost/West 4 Stiche in Pik machen.

Wenn Ost nicht Pik angreift, dann wird Nord  sehr viele Stiche machen:

Er sammelt erst mal 4 Runden Treff ein. In der dritten Runde kann West noch entspannt ein Pik abwerfen, aber in Runde 4 gerät er unter Druck: wirft er ein zweites Pik weg, dann hat die Veteidigung nur noch 2 Pik-Stiche.

Alles andere ist aber noch schlimmer:

West muss nämlich alle seine roten Karten festhalten.

Wirft er ein Karo weg, dann folgen 5 Karo-Runden, wobei West wieder einen Abwurf finden muss. Coeur-Abwurf erlaubt, dass ihm die Dame herausgeschnitten wird. Danach gerät er in der vierten Coeur-Runde wieder unter Druck. Wenn West also versucht, die double Pik-Dame zu halten, dann hat Nord 13 Stiche außerhalb der Piks! Trennt sich West von den Piks, dann spielt Nord 4 Runden Karo und setzt West dran. Dann wird Nord vermutlich 11 Stiche machen. Aber die Verteidigung bekommt keinen Pikstich.

An allen Tischen wurde der Pik Angriff gefunden. Wenn Ost nach alter Väter Sitte die vierthöchste angreift, dann ist das Gegenspiel leicht. Schlecht wäre dieser Angriff, wenn  man Pik-Bube und -Dame vertauscht. Dannwird es aber wieder für West unangenehm: Er muss wieder seine roten Karten behalten, damit er überhaupt einen Stich macht. Wenn West sich von seinen Piks trennt, dann wird Nord auch 11 Stiche machen.

Deshalb haben sich alle entschlossen, das Pik Ass anzugreifen. Dummerweise wusste danach kein Ostspieler, wie es weitergehen soll, und alle haben den König abgezogen. West muss jetzt raten:

Wenn Ost den Buben hat (Womöglich sogar AKBxx), dann muss West jetzt die Dame deblockieren. Wenn Nord den Buben hat, dann ist es besser, sie zu behalten, damit man wenigstens 3 Pik-Stiche macht.

Anscheinend haben alle West-Spieler versucht, den Kontrakt zu schlagen und die Dame brav deblockiert. Das ist auch die richtige Spielweise. Der Fehler liegt bei Ost: Der Muss sich die Marke von West ansehen und in Runde 2 klein Pik spielen.

Fazit:

1.) Spielt der Partner gegen SA eine Hochfigur in einer von uns ungereizten Farbe (Ass, König oder Dame) aus,  dann fordert das immer dazu auf, eine eigene Double-Hochfigur zu deblockieren. Wenn man keine Double Figur hat  markiert man postiv-negativ. (Also bei Niedrig-Hoch Markierung gibt man von D82 die 2, von D8 die Dame und von 82 oder 852 die 8.)

2.) Wenn man selber eine Hochfigur angegriffen hat, dann sieht man sich die Marke des Partners an. Hat der positv markiert, dann spielt man entspannt klein weiter.

 

3SA sind ohne Mittelkarten schwierig!

 

Die folgende Hand machte uns beim Butlerturnier zu schaffen. An allen Tischen erreichte man einen 3SA Kontrakt von Süd.
DB
D75
A2
DB5432
62 K10975
A1098643
9863 DB75
K1098
A843
KB2
K104
A76

Die anderen bekamen mit Coeur-Angriff ein Tempo geschenkt.


Da fällt einem der Überstich locker aus der Hand.

An unserem Tisch kam Pik Angriff. Wie gemein!

Hätten Sie 3SA erfüllt?

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Hand der Woche – ein bösartiges Board

Vor vielen Jahren, als die Gummistiefel noch aus Holz waren und beim Bridge Karten mit der Hand gemischt wurden, ertappte ich zwei Spieler, die in der Aussetzrunde Boards mischen sollten, dabei, dass sie stattdessen „interessante Verteilungen“ von Hand steckten. Ich habe ihnen damals gesagt, das sei verboten.

Die Beiden erklärten mir ahnungslos, sie hätten doch keinen Vorteil davon, denn sie würden diese Boards ja gar nicht spielen. Ich habe ihnen versucht zu erklären, dass man Boards so stecken könne, dass nur starke Spieler geschädigt werden und man damit seine eigenen Chancen auf die vorderen Plätze verbessern könne. Ich glaube nicht, dass die Beiden mich verstanden haben.

Diesmal hat die Dupliziermaschine eine solch bösartiges Board produziert, das auf Spieler lauert, die den optimalen Spielplan wählen.

Board 6
Teiler: Ost, Gefahr: alle
3
87432
K863
854
A765 D8
AB D1095
A97 1042
AK109 DB63
KB10942
K6
DB5
72

Süd eröffnete mit einem Weak 2 in Pik, worauf West dann mit 3 SA Alleinspieler wurde. Nord spielte Pik 3 aus, West gewinnt den Stich mit dem Ass und muss zusehen, dass er neun Stiche bekommt, ohne das Süd zu Stich kommt.

Kein Problem: Man geht zur ♣ Dame , schneidet zum Buben, zieht das Ass ab und hat 4 Treffs, 4 Coeurs und zwei Asse. Kinderleichte 10 Stiche.

Und wenn der Coeur König nicht sitzt, dann sind es eben 9.

Dennoch sind einige gefallen, die diesen kinderleichten Plan anscheinend nicht gewählt haben.

Und das ist kein Zeichen für schlechtes Bridge!

Nehmen wir mal an, man geht mit Treff zum Tisch, aber der König fällt weder in der ersten noch in der zweiten Runde.

Dann hat der Alleinspieler erst 2 -Stiche. Er kommt zwar mit ♣Bube  zum Tisch, aber die Coeurs sind noch nicht hoch. Also hat man jetzt nur noch zwei Coeur-Stiche, und kann 3 SA nicht mehr erfüllen. Letztlich funktioniert der kinderleichte Plan nur, wenn der König single oder double steht. Und das hat eine Chance von mageren 16%.
Süd hat bei seinem Weak two 6 Piks und wahrscheinlich keine 4 Coeurs.
In etwa 80% der Fälle wird daher Nord den König haben, und dann kann man immer erfüllen, wenn man sofort Ass und Bube spielt. Jetzt kommt man noch zweimal zum Tisch; einmal um den König herauszutreiben, und einmal, um den dritten Coeur zu kassieren. Nur in dem mit 10.5% ziemlich seltenen Fall, das Süd den Double König hat, ist dieser Plan weniger erfolgreich.

Wer dagegen jeden Schnitt spielt, den er sieht, wird diese Klippe locker umschiffen.

Hand der Woche 48/17 – BHB-Simultanturnier

Board 19 vom 27.12. Teiler Süd, Gefahr OW

Achtung: Squeeze droht!

 KD3
652
KB
KB954
B1062 98
DB93 104
1084 A96532
73 D106
A754
AK87
D7
A82

Der populäre Kontrakt ist 3 SA von Süd. Dies ist ein Glück, denn wenn Ost hätte angreifen dürfen, wären 8 Stiche das absolute Maximum gewesen. Von West hingegen ist die Coeurdame der normale Auftakt.  » Weiterlesen

Hand der Woche 43/17

Board 1 vom 23. Oktober 2017

Teiler: Nord, Gefahr: Keiner

West                Ost

K965                A73
98632              
A                     K742
982                  ADB1043

West  Nord  Ost  Süd
            1♠        2♣      X
3♣     Pass    Pass    Pass

So oder ähnlich verlief die Reizung an den meisten Tischen. Jedenfalls ist Ost in einem 3♣-Kontrakt gelandet und Süd spielt B aus. Jetzt heißt es Nachdenken und einen Spielplan entwickeln. Damit sollte der Alleinspieler mindestens 11 Stiche erzielen!
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Hand der Woche – ein Kleinod (aus Pula 2017)

In einem Pikkontrakt ist Süd als Alleinspieler (AS) am Stich und setzt in dieser Endposition mit Karo fort:

65
3
K8
3
10
10 D
B
63

West nimmt die 10 und der AS darf jetzt am Tisch nicht stechen. Ost würde überstechen, den letzten Trumpf ziehen und damit Rest machen. Wenn der Dummy abwirft, ist Ost machtlos. Wenn er Treff abwirft, wird der Pikbube in der Folge promoviert, wenn er sticht, macht nach Ziehen des Pikkönigs der verbleibende kleine Trumpf am Tisch den letzten Stich. Dies ist an sich kein schwieriges Problem, jedoch muss der AS dem Reflex widerstehen, die Karo 10 zu stechen. KS

Hand der Woche 26/17

Board 22 vom 26. Juni 2017 Teiler Ost, Gefahr O/W

Ost eröffnet mit 1 Karo und West bietet 2 Coeur, vereinbart als lang und schwach. Nun muss Ost – die Gegner mischen sich nicht ein – den besten Endkontrakt finden. Er nimmt die Hürde souverän, in dem er 4 Coeur bietet. Die gemeinsamen Blätter eignen sich nicht für ein SA-Spiel, denn West kann bereits durch einmaliges Ducken von den potentiellen Coeurstichen abgeschnitten werden.

Nord greift mit Treff 6 an und dies ist die gesamte Verteilung:

K984
D85
DB85
63
106 AD72
KB9643 72
2 A1074
10874 AKD
B53
A10
K963
B952

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